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Es werden Posts vom Juni, 2017 angezeigt.

Frau Gerda und der 5 Tage Schlaf

Frau Gerda lebte alleine, Frau AnFi fuhr jeden Dienstag Punkt 9 mit ihr zum Einkauf. Und wehe sie war nicht um Punkt neun da, dann rief Frau Gerda sofort Frau AnSche an um zu erfahren wo denn Frau AnFi wohl stecke. Zusätzlich zu dem gemeinsamen Einkauf kamen die Mitarbeiter von SDAS einmal in der Woche zum duschen, oder bei Bedarf um Hilfe im Alltag zu leisten. Eines Morgens wachte Frau Gerda mit ganz furchtbar geschwollenen Beinen auf. Ihr Arzt diagnostizierte Wassereinlagerung und riet zu einer Entwässerung in einem Krankenhaus, weil das den Körper doch stresse und es besser sei wenn sie unter Kontrolle stünde. Frau Gerda lehnte ab und ließ sich morgens Kompressionsstrümpfe anziehen. Ein paar Tage später fand Frau AnFi Frau Gerda morgens in ihrem Bett liegend. Sie hatte abends die Strümpfe nicht mehr ausgezogen und das Radio lief auch noch. Frau Gerda atmete sehr flach und war nicht aufzuwecken. Wie von Frau Gerda gewünscht wurde der Hausarzt und die Angehörigen informiert, e

Frau Sternchen und die Reise nach Dresden

Zu ihrem 90 Geburtstag schenkte Frau AnSche und Familie eine Reise nach Dresden. Frau Sternchen war erst erfreut, aber dann kamen ihr immer mehr Bedenken. Sie konnte ohne Rollator nicht mehr laufen und das dann trotz allem sehr langsam. Sie hatte Schwierigkeiten wach zu bleiben und nickerte tagsüber dauernd weg. Sie würde sicher ihrer Enkelin und dem Mann nur zur Last fallen. Aber wie sollte sie das erklären, also fing sie immer mal nebenbei an und fragte ob nicht jemand anders mit fahren wolle, ob es nicht besser sei zu stornieren... Die Enkelin nebst Anhang überhörte alle Bedenken flissentlich und erklärte das Frau Sternchen nicht mit dem Rolllator nach Dresden reisen würde, sondern mit einem Rollstuhl, dass man natürlich eine Mittagspause einhalten, dass Frau Sternchen ein eigenes Apartment mit Aufzug habe, dass sie sich um nichts kümmern müsse, sondern einfach nur genießen. Und dann ging die Reise los, auf der Hinfahrt wurde jede Stunde eine Pause gemacht. Die Unterkunft l

Frau Bommel bleibt zurück...

Frau Bommel hatte gerade die niederschmetternde Diagnose erfahren. Ihr Mann würde sterben, nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht in der nächsten Woche, oder in zwei,drei,vier... Frau AnSche hatte ihr gesagt sie solle ihn nach Hause holen, aber sie wollte lieber das ihr Mann im Krankenhaus sterben kann. Zu groß war die Angst vor dem was kommen könnte. Eine Woche später teilte man ihr mit, das ihr Mann Freitags entlassen würde. Man gab ihr ein Rezept für ein Pflegebett, einen Toilettenstuhl und schickte sie überfordert nach Hause. Von dort rief sie in einem Sanitätshaus an und bestellte alles. Man versprach ihr bei der Lieferung zu helfen die Möbel zu verrücken und das sie erst dann das Rezept abgeben müsste. Freitagmorgens war sie so unruhig und rief noch einmal im Sanitäthaus an- man erklärte ihr unfreundlich, das da kein Rezept sei und man somit auch kein Bett liefern würde. Und Möbel umstellen??? Sie seien ein Sanitätshaus, aber keine Möbelpacker und dafür nicht versichert

Herr Feindlich und das Telefon

Herr Feindlich war schon lange Witwer und lebte in einem Mehrfamilienhaus. Leider war er psychisch sehr labil und das nervte seine Nachbarschaft. Frau AnSche und Kolleginnen kamen täglich vorbei, regelten den Vormittag, kauften ein, kochten etwas und hielten den Haushalt in Schuss. Herr Feindlich gewöhnte sich sehr schnell an diese Betreuung und wenn er sich einsam fühlte rief er eben bei Frau AnSche an. Mit zunehmender Vertrautheit stieg auch die Anzahl der Anrufe. Es nutzte nichts ihm zu erklären, das man nicht immer Zeit habe zu reagieren und das er eben auch einige Dinge alleine regeln könnte. Er rief zu jeder Tages-bzw Nachtzeit an. Eines Morgens bekam Frau AnSche die Nachricht, das ihre Mailbox 67 Nachrichten habe. Herr Feindlich hatte ab 01:00h angefangen anzurufen. Sprach er Anfangs von seiner Schlafstörung steigerte er sich bei jedem Anruf in eine Wut, die darin gipfelte das er um 05:55h mit einem Sprung vom Balkon drohte. Er war nicht gesprungen und Frau AnSche konsul

Frau Sternchen und das Vogelhaus

In dem großen Apfelbaum hing ein Vogelhaus. Jedes Jahr baute dort ein Meisenpaar ihr Nest. In guten Jahren zogen sie dort mehr als einmal ihre Brut groß. Am Ende des Sommers reinigte Frau Sternchen das Vogelhaus und hängte es wieder in den Baum. Mit zunehmendem Alter wurde es für Frau Sternchen schwer dies zu tun und so übernahm die Tochter diese Aufgabe-eigentlich. An einem Nachmittag rief eine Freundin von Frau AnSche an und erklärte das sie Frau Sternchen in ihrem Garten beobachten würde. Diese habe sich gerade einen Stuhl vor den Apfelbaum gestellt und sei nun im Begriff dort hinauf zu steigen. Frau AnSche bat ihre Freundin ihr bitte weiter zu schildern was Frau Sternchen nun tun würde. Diese kletterte also auf den Stuhl, hängte das Vogelhaus ab, warf es auf die Wiese und kletterte wieder runter. Dann reinigte sie das Vogelhäuschen, kletterte wieder auf den Stuhl um es auch wieder in den Baum zu hängen. Frau AnSche war froh, das ihre Freundin das beobachtet hatte, denn we

Frau Sternchen

Frau Sternchen war über 90 und lebte alleine mit ihrem blinden Kater in einem Haus mit Garten. Sie bekam täglich Besuch von ihrer Tochter und der Frau AnSche. Außerdem kümmerten sich die Kolleginnen und Kollegen von Frau AnSche rühren um Frau Sternchen. Das Schönste an ihrem Garten waren die Vögel in dem Apfelbaum und das Amselnest im Efeu und natürlich im Sommer die Johannis -und Himbeeren und die Weintrauben im Herbst. Frau Sternchen hatte einen Notrufknopf und eines Tages löste sie einen Alarm aus, der bei Frau AnSche ankam. Sie rannte sofort los, kam ins Haus und suchte überall nach Frau Sternchen. Weder in den Wohn- noch in Schlafräumen war sie zu finden, also ging sie in den Garten. Frau Sternchen saß auf der Kellertreppe und meinte es sei alles in Ordnung, sie habe einfach keine Kraft in den Beinen aufzustehen. Frau Ansche konnte sich nicht erklären wo Frau Sternchen denn gefallen sei und warum ihre Kleidung so voll Grasflecken wäre. Da erzählte Frau Sternchen das ihr

Eine lustige Beerdigung...

nach einem ereignisreichen Leben war Herr Ernst verstorben. Er hatte einen Herzinfarkt, den man leider so nicht erkannt hatte. Seine Tochter holte ihn dann zu sich an das andere Ende Deutschlands, dort durfte er in einem Pflegeheim umsorgt ohne künstliche Ernährung langsam sein Leben verabschieden. Beerdigt werden sollte er aber an dem Ort, wo auch seine Frau beerdigt war. Er wurde auf eigenem Wunsch verbrannt und die Tochter entschied kein Beerdigungsinstitut zu beauftragen. Die Urne wurde an einen befreundeten Priester versandt und Frau Tochter plante und organisierte die Beerdigung. Frau AnFi und Frau AnSche hatten Herrn Ernst über Jahre begleitet und betreut und wollten ihn auch auf dem letzten Weg begleiten. Es war eine wunderschöne Kapelle, wunderschöne Kränze lagen unterhalb der Urne, es waren 9 Menschen zur Verabschiedung gekommen. Der befreundete Priester hielt eine respektvolle, ehrliche Rede und bat dann die Tochter ihren Vater zu seiner letzten Ruhestätte zu beglei

Meine erste Patientin

2006 habe ich mich entschlossen Menschen in ihrem zuhause betreuen zu wollen. Der Umgang mit Demenzpatienten hat mir im Pflegeheim unendlich viel Freude bereitet. Egal wie schwierig es wird, man hat immer die Chance noch einmal neu anfangen zu können. Also hatte ich endlich eine Anfrage von einem Sohn, der sehr eingeschränkt mit seiner Mutter, die an Alzheimer Demenz litt, lebte. Er wünscht sich einen Nachmittag in der Woche nur für sich. Wir einigten uns auf den Dienstag von 14:00 - 16:00 Uhr. Der erste Dienstag würde schwer dachte ich, aber ich sollte schnell lernen das viele Dienstage schwer werden. Ich stand also pünktlich vor der Türe, Frau Ilse saß im Wohnzimmer und schaute fern. All meine Versuche Kontakt mit ihr aufzunehmen ignorierte sie. So schaute ich eine zeitlang fern und sagte dem Sohn, das ich nun erst einmal fahren würde. Am zweiten Dienstag saß sie wieder vor dem Fernseher. Plötzlich rief sie nach ihrem Sohn und meinte er solle die Tür zu dem Raum schließen. D

Frau Dr.Dr und die Frage aller Fragen...

"Frau AnSche, sagen sie mal wo sind wir denn hier" Genüsslich schlürft sie an ihrer Tasse Kaffee und holt sich ein neues großes Stück Torte auf die Gabel. "Frau Dr.Dr, wir sind hier in einem Einkaufszentrum, in einem Kaffee." Frau AnSche trinkt nur einen Kaffee, denn würde sie jedes Mal ein Stück Kuchen dazu essen wäre sie sicher noch runder. "Frau AnSche, entschuldigen sie die Frage, aber wo sind wir denn hier?" "Frau Dr.Dr., wir sind hier in einem Stadtteil von Neuwied, in einem Kaffee. Ich hoffe der Kuchen schmeckt ihnen?" Frau Ansche und Frau Dr.Dr sind vor dem Kaffeekränzchen die Mosel hoch gefahren. Frau Dr.Dr hat viel von ihrer Kindheit erzählt. Von ihrem Papa, der sein Auto immer außerhalb der Siedlung geparkt hat, damit niemand auf die Idee kommt er sei etwas besonderes. Von ihrer jüdischen Freundin, die so tolle dunkle Zöpfe hatte und deren Bilder der Papa im Garten verbuddelt hat. Und das sie so gerne wissen wollte was aus ihr ge

Frau Dr.Dr und der Topf mit Spinat...

Frau Dr.Dr war eine Arztwitwe und lebte alleine. Ihre fortschreitende Demenz schränkte sie immer mehr ein. Frau AnSche besuchte sie täglich, das größte Vergnügen für Frau Dr.Dr war mit dem Auto in der Gegend herumzufahren und im Anschluss einen Kaffee mit Torte zu genießen. Für Frau AnSche waren diese Ausfahrten auch immer wahnsinnig interessant, konnte sie so viele Dinge durch die Augen einer fast 90 jährigen sehen. Eines morgens fand Frau AnSche Frau Dr.Dr völlig aufgelöst vor. Sie erzählte, das sie morgens angefangen hatte zu kochen. Sie hatte Kartoffeln geschält, Eier bereit gelegt und den Spinat vorbereitet. Der Spinat war verschwunden, der Topf war nicht auf dem Herd und stand auch nicht wie von ihr gesagt im Backofen. Frau Dr.Dr war nun fest davon überzeugt, dass irgend jemand in der Wohnung war und den Spinat gestohlen hatte. Sie habe doch aber niemanden bemerkt und ihr Sohn sei doch gar nicht da gewesen und Frau AnSche auch nicht. Also ging Frau AnSche durch die Woh

Agatha und die Waschmaschine...

Agatha lebt alleine, ihr Gedächtnis lässt langsam nach, aber sie kauft ein, kocht sich Mittags ihr Essen und erhält täglich Besuch von einer Dame, deren Name sie immer vergisst. Das mit dem Besuch ist sehr anstrengend, weil dieser immer wieder aufsteht und irgendwelche Dinge tun möchte, die Agatha aber doch selbständig erledigt-denkt sie. So spült diese Dame immer ungefragt, räumt Dinge in Agathas Schränke und das macht Agatha oft sehr wütend. Und wenn dieses junge Ding einfach die Küche verlässt und nicht auf das Rufen von Agatha -wo sie denn sei-reagiert, wird Agatha wirklich ungehalten. Nun will Agatha endlich das Angebot der Dame annehmen Wäsche zu waschen, aber nur in ihrem Beisein. Und so quält sich Agatha mit dem Besuch die Kellertreppe hinunter. Agatha überlegt ob denn auch noch genügend Holz und Waschpulver in der Waschküche sind. Der Besuch geht schnurgerade auf die Waschmaschine zu, Agatha meint entsetzt, dass das die falsche Maschine sei und steht vor einer Kupfers

Maria mag kein Hühnchen

Maria liegt in einem Bett mit weißer Bettwäsche, nebendran steht noch ein Bett mit einer fremden Frau. Sie ist nicht zu Hause und das verunsichert sie doch ziemlich. Plötzlich öffnet sich die Tür und eine junges Mädchen bringt ein Tablett ans Bett mit der fremden Dame, geht hinaus und kommt an das Bett in dem Maria liegt. Auf dem Tablett ist ein Glas und ein komisches rundes Metalldingens...eine Salatschüssel und ein Pott mit Deckel. Die junge Dame lächelt und sagt:" Frau Maria, ich habe hier ihr Mittagessen, ich werde ihnen dabei helfen." Maria freut sich, wobei sie grübelt wo das Mädel denn das Essen hat von welchem sie gerade erzählt hat. Die junge Krankenschwester hebt den Essensschutz und stellt einen Teller mit einer bräunlichen, undefinierbaren Masse auf den Tisch am Bett, Maria zuckt etwas angeekelt zurück und fragt:"Was ist denn das?" "Das ist Hühnchen mit Reis" Maria erwidert entsetzt:"Ich esse kein Hühnchen." Die Schwester

Herr Ernst B.

Lebte in der gleichen Einrichtung und hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs mit Lungenmetastasen im Endstadium.  Er war Kettenraucher und Alkoholiker, seine Wesen war unwirsch. Jeder in seiner Umgebung versuchte den Kontakt zu ihm zu vermeiden. Man bat mich um Unterstützung, weil sich seine permanente Meckerei auf die Mitbewohner und Mitarbeiter auswirkte. Da er gerne und viel Kaffee   trank hatten wir eine Gemeinsamkeit, die mir eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme bot. Ich verabredete mich von Anfang an täglich zur gleichen Zeit mit ihm und nach anfänglichem Misstrauen begann er mit mir über Dies und Das zu sprechen. Er erzählte, dass er als Kind einmal in ein Abwasserrohr geklettert sei und dort stecken blieb. Man hat ihn erst 3 Tage später gefunden und die nachfolgende Lungenentzündung kostete ihn fast das Leben und sei der Grund für seinen Lungenkrebs.   Im Laufe der Zeit wurde unser Verhältnis   vertrauter und er begann von seiner Frau und seinen Kindern zu erzählen, v

Frau Liesel S.

Meine erste „echte“ Erfahrung mit einer Demenzpatientin hatte ich mit Frau Liesel. Sie saß in ihrem Rollstuhl und wollte in den Aufzug. Sie war aufgeregt und schimpfte so vor sich hin. Ich bat sie etwas zurück zu fahren, weil ich zwei Damen zum Essen bringen wollte. Sie erklärte, sie habe keine Zeit, ihre Tochter würde sie abholen und warte sicher schon unten vor der Tür. Geistesgegenwärtig antwortete ich, dass ihre Tochter angerufen habe und sich verspäten würde. Sie könne also beruhigt   abwarten. Sie pitschte mich in den Arm und rief:“Arschloch“ Vollkommen perplex bat ich die beiden anderen Damen in den Aufzug und brachte sie zum Speiseraum. Bei meiner Rückkehr saß Frau Liesel immer noch am Aufzug und rief entzückt, als sie mich sah: „Da ist ja mein Levje“ In ihrem Leben hatte sie sehr viel verloren. 2 Männer, viel Geld, einen Sohn und der Rest kümmerte sich auch nicht allzu regelmäßig um sie. Sie versteckte alles was nicht Niet und Nagel fest war zwischen ihren B

Frau Luise B. und Frau Herta K.

Frau Luise und Frau Herta lebten gemeinsam in einem Zimmer in einer Pflegeeinrichtung.I Ihr Zusammenleben war ruhig und man mochte sich. Beide waren Witwen, Frau Luise schon über 15 Jahre, Frau Herta erst seit dem letzten Jahr.   Frau Luise kam aus einem evangelischen Dorf und war Tochter eines Bäckers. Im Krieg habe ihr Vater sich stets und ständig geweigert Hitlers Bild in das Schaufenster zu hängen und er war kein Mitglied der NSDAP. Aus diesem Grund musste er und seine Familie immer Kerzen verteile, während die anderen Bewohner im Luftschutzbunker saßen. Eines Tages wurde der Eingang des Bunkers von einer Bombe getroffen und einige kamen dort um. Sie meinte, das es gut gewesen sei, dass sie nicht dort sein durften Zu Beginn des dritten Reiches hatte Die Bäckerei B. einen jüdischen Mehllieferanten. Dieser hatte im ersten Weltkrieg Seite an Seite mit den deutschen Soldaten gekämpft und durch eine Verwundung eine Metallplatte im Kopf. Frau Luise weinte, als sie